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Lankum-Rezension

Jun 08, 2023Jun 08, 2023

Queen's Hall, EdinburghDie für Mercury nominierten Vierer spielen jeden Song so, als ob sie damit kämpfen würden, und schnappen vor den Strophen nach Luft

Ein bedrohliches Grollen erfüllt die Halle der Königin. Vier leere Stühle säumen die Vorderseite der Bühne, überfüllt mit Instrumenten: Geigen, Gitarren, Handorgeln, Pfeifen, Pedalen, einem Harmonium. Langsam steigert sich das Grollen zu einem zappeligen Klappern, als würde sich ein gespenstisches Orchester zum Spielen vorbereiten, und Lankum betritt die Bühne, wobei ihre ersten Töne in den Lärm übergehen.

Solch unheimliches Theater ist eine passende Einführung in die Dubliner Folk-Band, die traditionelle Lieder in frische Horrorfilme verwandelt und stürmische, gotische Elegien auf das moderne Leben schreibt, die sich bereits Jahrhunderte alt anfühlen. Ihr neuestes Album, das für den Mercury-Preis nominierte „False Lankum“, ist von einer ähnlich gespenstischen Atmosphäre geprägt, und dennoch ist es eine Überraschung, wenn die Band – Radie Peat, Cormac Mac Diarmada und die Brüder Ian und Daragh Lynch – ihren ersten Song herausbringt Von diesem Nebel.

Ihre Musikalität zeichnet sich durch eine wilde Körperlichkeit aus, und obwohl Daragh den neuen (alten) Song The New York Trader als „Workout, jedes Mal“ beschreibt, beugt er sich nur wenige Augenblicke später mit einem Geigenbogen über seine Gitarre und sägt, als würde er einen schneiden dickes Seil. „The Rocky Road to Dublin“ wird mit solcher Intensität gesungen, dass die Band vor jeder Strophe, die sowohl meditativ als auch unheilvoll zugleich ist, gemeinsam nach Luft schnappt. Das Wetter verschlechtert sich für The Pride of Petravore noch weiter: Pfeifen dröhnen und Mac Diarmadas Geige verwandelt sich in ein schreckliches Stöhnen.

Dann, als wäre der Abend bisher nur luftige Unterhaltung gewesen, warnt Peat unverblümt: „Wir haben diesen Song während des Level-5-Lockdowns geschrieben. Wahrscheinlich ist es deshalb so intensiv.“ „Go Dig My Grave“ ist der Hingucker von „False Lankum“, einer knirschend harten Ballade über Liebe und Tod. Peats erstaunliche Stimme schneidet durch die Dunkelheit, und das Lied baut sich um sie herum auf: vierköpfige Harmonien, Gitarrenklänge wie ein Trauermarsch und eine unheilvolle Sirene mit dem kreisförmigen Schwung eines Leuchtturmstrahls.

„Wir singen immer, auch wenn wir verlieren“, heißt es auf ihrer ersten Single „Cold Old Fire“. Diese Mischung aus Trauer und Freude ist der Grund, warum manche Lieder so lange leben, und zum Abschluss des Abends bietet Lankum Letzteres an: Eine lautstarke Version von „Bear Creek“ lässt das Publikum in reinigender Befreiung jubeln und stampfen.

Queen's Hall, Edinburgh